Heinrich Hertz

Was hat Heinrich Hertz mit der folgenden Situation zu tun:

Vor etwa 30 Jahren: Es kommt zu einer  Störung im Sendernetz des Deutschen Fernsehens.

Das abendliche Unterhaltungsprogramm von Millionen Zuschauern ist in Gefahr.

Die Mannschaft des Hamburger Fernsehturms ist fieberhaft auf Fehlersuche in einem Netz aus unsichtbaren Wellen, den Hertz‘schen Radiowellen. Glücklicherweise ist schon wenige Minuten später alles wieder in Ordnung. Der Fehler wurde gefunden, der Sendebetrieb kann wie gewohnt weitergehen …

Doch was sind diese Wellen eigentlich, die wir im Allgemeinen als Radiowellen oder Funkwellen bezeichnen? Wie entstehen diese und wann lernte man, sie zur Übertragung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen zu nutzen?

Genau darum geht es hier – und um den Menschen, der diese Wellen erstmals nachwies: Heinrich Hertz.

Heinrich Hertz – Ein Pionier in der Physik und drahtlosen Kommunikation

Heinrich Hertz war ein deutscher Physiker, der experimentell die von dem britischen Physiker Maxwell vorhergesagten elektromagnetischen Wellen nachwies. Durch die Untersuchung und Erforschung ihrer Eigenschaften legte er eine wichtige Grundlage für die drahtlose Nachrichtenübertragung. Wie wichtig seine Experimente und Erkenntnisse für die weitere Entwicklung der Rundfunk- und Nachrichtentechnik waren, sehen Sie, wenn Sie sich die Einheit für die Frequenz auf der Radioskala ansehen:

Die Einheit der Frequenz und die Hertzschen Wellen sind nach ihm benannt.

Heinrich Hertz (Quelle: Das Weltreich der Technik, Artur Fürst)

Die Zeit Heinrich Hertz‘ und Industrielle Revolution

Erstmals nachgewiesen wurden diese Wellen zu einer Zeit, als man sich noch mit Winksignalen von Schiff zu Schiff verständigte.

Ihr Entdecker Heinrich Hertz lebte in einer Epoche des Umbruchs, geprägt von industriellen Revolutionen und wissenschaftlichen Entdeckungen. In den späten 1800er Jahren war die Welt im Wandel. Fabriken sprossen aus dem Boden, Dampfmaschinen trieben Maschinen an, und die Schienen der Eisenbahnen zogen sich durch die Kontinente. In dieser Zeit, in der die Welt durch Technologie umgeformt wurde, trat Hertz auf die wissenschaftliche Bühne und führte seine Experimente durch, die schließlich das Potenzial der drahtlosen Kommunikation zeigen sollten, wenn auch zunächst nur in einfacher Form.

Und die ihn berühmt machen sollten.

Er lebte in einer Ära, in der scheinbar alle grundlegenden Probleme der klassischen Physik gelöst schienen. Die Erkenntnisse aus der Elektrizitätslehre, der Wärmelehre und der Optik brachten ganz neue Möglichkeiten bei der Entwicklung neuer technischer Einrichtungen mit sich. Es entstanden in der damaligen Zeit viele neue Produktionszweige. Eine rasante industrielle Entwicklung hatte begonnen.

Dennoch gab es Lücken zu schließen. Einige Entdeckungen und ungeklärte theoretische Probleme waren noch offen. Das galt besonders im technischen Bereich, in dem es zahlreiche unbekannte Phänomene zu klären gab. Und genau hierbei sollte Heinrich Hertz eine entscheidende Rolle spielen. Hertz‘ Experimente mit elektromagnetischen Wellen begannen im Herbst 1886 und führten zur Entdeckung der nach ihm benannten Hertzschen Wellen.

Doch lesen Sie zunächst mehr über sein Leben und seine Entwicklung, bevor wir näher auf seine Experimente und deren Bedeutung für spätere technische Entwicklungen eingehen.

Kindheit, Jugend und Ausbildung

Heinrich Rudolph Hertz wurde am 22. Februar 1857 als ältester Sohn des Rechtsanwalts und späteren Senators Gustav Hertz in Hamburg geboren. Meist wird sein Name ohne den zweiten Vornamen genannt. Seine Eltern legten Wert auf eine solide Erziehung. Nach dem Besuch einer Privatschule und häuslichem Unterricht absolvierte er die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg, wo er sein Abitur ablegte.

Danach sammelte Hertz Erfahrungen in einem Konstruktionsbüro in Frankfurt am Main, um sich auf ein Ingenieurstudium vorzubereiten. Sein Studium in Dresden brach er ab. Nach dem einjährigen Militärdienst begann er an der Technischen Hochschule München ein Studium in Mathematik und Physik.

Im Jahr 1878 wechselte er zur Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Mit nur 23 Jahren promovierte er mit einer Arbeit über die Rotation von Metallkugeln in einem Magnetfeld und arbeitete dann zwei Jahre als Forschungs- und Vorlesungsassistent bei Hermann von Helmholtz in Berlin. Dort begann er, die physikalische Natur der Kathodenstrahlen zu erforschen.

In dieser Zeit hatte besonders Helmholtz einen starken Einfluss auf Hertz‘ wissenschaftliche Entwicklung.

1883 erhielt Hertz die Position eines Privatdozenten für Theoretische Physik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Von 1885 bis 1889 bekleidete er den Lehrstuhl für Physik an der Technischen Hochschule Karlsruhe.

Im Jahr 1889 übernahm er schließlich die Professur für Physik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Diese Entscheidung traf er, nachdem er Berufungsangebote nach Berlin, Gießen und sogar aus Amerika abgelehnt hatte. Hertz‘ akademischer Werdegang zeugt nicht nur von seiner beeindruckenden Bildungsbreite, sondern auch von seinem fortwährenden Streben nach einem tieferen Verständnis der physikalischen Prinzipien.

Erste wissenschaftliche Arbeiten

Hertz‘ erste selbstständige wissenschaftliche Arbeit war die Lösung einer Preisaufgabe der Berliner Universität über den Nachweis der trägen Masse von Selbstinduktionsströmen. Bereits 1880 promovierte er mit einer theoretischen Arbeit über die Induktion in rotierenden Kugeln und erhielt das seltene Prädikat „magna cum laude“ (sehr gut).

Hochschullehrer und Forscher

Nach zwei Jahren Assistenz bei Helmholtz in Berlin habilitierte sich Hertz in Kiel in theoretischer Physik und war von 1883 bis 1885 dort tätig. 1885 wurde er als Professor für Physik an die Technische Hochschule Karlsruhe berufen. Dort heiratete er 1886 Elisabeth Doll, die Tochter eines Kollegen.

In den folgenden Jahren gelangen ihm in Karlsruhe grundlegende Entdeckungen über die elektromagnetischen Wellen. Diese Entdeckungen brachten ihm zahlreiche Ehrungen ein. 1889 erfolgte seine Berufung an die Universität Bonn.

Kurz danach begann eine quälende Kiefererkrankung, der er am 1. Januar 1894 erlag, gerade einmal 37 Jahre alt. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg.

Zu Ehren von Heinrich Hertz wurde die Einheit der Frequenz, das Hertz (Hz), festgelegt. Die in der Nachrichtentechnik genutzten elektromagnetischen Wellen werden auch heute zum Teil noch als Hertzsche Wellen bezeichnet.

Wissenschaftliche Errungenschaften von Heinrich Hertz

Heinrich Hertz widmete mehr als 10 Jahre seines Lebens den Problemen, die zu seiner bahnbrechenden Entdeckung der elektromagnetischen Wellen führten.

Im Jahr 1863 fasste der schottische Physiker James Clerk Maxwell (1831–1879) die Erkenntnisse der Elektrodynamik seiner Zeit in den berühmten maxwellschen Gleichungen zusammen. Diese Gleichungen enthielten neben bekannten Fakten auch viele neue Erkenntnisse.

Eine entscheidende Aussage war, dass nicht nur bewegte elektrische Ladungen Magnetfelder erzeugen, sondern auch veränderliche elektrische Felder in der Umgebung magnetische Felder entstehen lassen. Obwohl diese Idee noch nie experimentell nachgewiesen wurde, postulierte Maxwell, dass elektromagnetische Störungen sich wellenförmig im Raum ausbreiten müssten.

Der Forscher sagte in seinen Theorien außerdem aus, dass das sichtbare Licht nur ein Ausschnitt aus dem elektromagnetischen Wellenspektrum mit einer genau definierten Wellenlänge sei. Außerdem sollten seine Aussage nach noch weitere elektromagnetische Wellen existieren, deren Dasein aber bis dato nie bewiesen werden konnte.

Genau hier setzte Hertz bei seinen Experimenten an. Einige seiner Versuche gründeten auf der Theorie des schottischen Forschers.

Bei einem seiner Experimente untersuchte ein Phänomen, das bei der Entladung eines Funkeninduktors beobachtet werden konnte. Es sprangen kleine Funken auf eine daneben stehende Spule über, ohne dass beide Teile des experimentellen Aufbaus und eine Verbindung zueinander gehabt hätten. Da schien zumindest auf das Vorhandensein elektromagnetischer Wellen hinzuweisen.

Neugierig geworden, beschloss Hertz, dieses Phänomen näher zu untersuchen. Zusammen mit seinem Assistenten baute er eine Anlage aus Sender und Empfänger auf. Mithilfe des zuvor schon verwendeten Funkeninduktors erzeugte eher elektromagnetische Felder, die mit einem einfachen Empfänger aufgenommen werden sollten. Zunächst sah es so aus, als würde das Experiment nicht funktionieren. Als sich Hertz allerdings mit seinem Empfänger bis auf eine Entfernung von etwa zwei Metern seinem Sender näherte, konnte er schließlich einen schwachen Funkenüberschlag am Empfänger beobachten.

Es war also tatsächlich möglich, mithilfe der elektromagnetischen Wellen elektrische Ladungen von einem Sender zu einem Empfänger zu übertragen. Diese heute eher einfach anmutenden Versuche waren seinerzeit eine Sensation. Das veranlasste Hertz auch dazu, dieses Phänomen näher zu untersuchen.

Die Experimente begannen im Herbst 1886. Es waren genau die klassischen Experimente, die Hertz‘ wissenschaftlichen Ruhm begründeten. Er führte diese Experimente mit selbst gebauten Apparaturen durch, darunter auch Oszillator und Impulsgeber.

Durch eine zufällige Beobachtung beim Experimentieren mit elektrischen Entladungen – dem Überspringen von Funken an einer nahegelegenen Spule – erkannte er also die Möglichkeit, eine Resonanzerscheinung zwischen zwei elektrischen Schwingungen herzustellen.

Diese Erkenntnis führte zu weiteren Untersuchungen, in denen er feststellte, dass einfache lang gestreckte Drähte, heute als Dipole oder Antennen bekannt, elektrische Schwingungen hoher Frequenz ermöglichten.

Hier ist eine ausführliche Beschreibung seiner Experimente:

Ausgangspunkt und Ziel des Experiments:

Die Motivation: Hertz startete seine Untersuchungen, um die Grundannahmen der Faraday-Maxwellschen Theorie zu überprüfen.

Das Ziel: die Prüfung der Hypothesen bezüglich elektromagnetischer Wellen und Resonanzerscheinungen.

Die Versuchsanordnung

Hertz verwendete einen Schwingkreis mit einem Primär- und einem Sekundärkreis, der durch eine Funkenstrecke verbunden war.

Versuchsaufbau von Heinrich Hertz

Hertzscher Sender und Empfänger (Quelle: Das Weltreich der Technik, Artur Fürst)

Ein Funkeninduktor diente dazu, schnelle elektrische Schwingungen zu erzeugen.

Antennen in Form von Drahtschleifen waren integraler Bestandteil der Versuchsanordnung.

Beobachtungen und Entdeckungen:

Im Verlauf seiner Experimente beobachtete Hertz das Phänomen der Resonanz, als er feststellte, dass der Sekundärkreis auf die Schwingungen des Primärkreises ansprach.

Am 13. November 1886 gelang es Hertz, elektromagnetische Wellen über eine Distanz von etwas weniger als zwei Metern vom Primärkreis auf den Sekundärkreis zu übertragen.

Er entdeckte die Fähigkeit dieser Wellen, Hindernisse zu überwinden und sich in Räumen zu verbreiten.

Resonanzabstimmung:

Am 2. Dezember 1886 erreichte Hertz die Resonanzabstimmung zwischen dem Primär- und dem Sekundärkreis. Dies war ein entscheidender Moment in seinen Experimenten.

Durch diese Abstimmung konnte Hertz die Übertragung elektromagnetischer Wellen optimieren und verstärken.

Verwendung optischer Beobachtungen:

Als Nachweis für die Existenz elektromagnetischer Wellen nutzte Hertz optische Beobachtungen von Funkenstrecken.

Hertz forschte weiter und steckte dabei in seine Arbeit viel Energie und Ausdauer. Er berichtete seinem Vater, der inzwischen Senator der Hansestadt Hamburg geworden war, vom Fortschritt seiner Forschungen. Wenn es stimmte, dass elektromagnetische Erscheinungen wirklich Wellencharakter hatten, dann mussten sich daran auch die typischen Wellenerscheinungen wie Reflexion und Interferenz nachweisen lassen.

Weitere Experimente mit den elektromagnetischen Wellen

Am Ende des Jahres 1888 experimentierte der Forscher wieder.

Er wollte mit weiteren Experimenten beweisen, dass sich elektromagnetische Wellen tatsächlich an einem Metallspiegel reflektieren lassen.

Für seine folgenden Experimente benötigte er die gesamte Länge des Raumes, weil Hertz mit der von ihm konstruierten Anlage aus Sender und Empfänger nur Radiostrahlen mit einer Wellenlänge von etwa 60 cm erzeugen konnte.

Für die Versuchsanordnung sendete er die Wellen zum hinteren Ende des Raumes, an dem sich ein Reflektor befand. Dieser bestand aus einer etwa zwei Meter hohen Zinkplatte.

Der Raum musste vollständig verdunkelt werden, um die schwachen Lichterscheinungen am Empfänger überhaupt wahrnehmen zu können. Es dauerte manchmal einige Zeit, bis Hertz und sein Assistent ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Als der Funkeninduktor schließlich angestellt wurde, breitete sich die elektromagnetische Strahlung aus. Die Wellen trafen auf die Zinkplatte und wurden darin reflektiert. Dabei galt: Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel. Sie trafen auf den Empfänger und wurden dort schließlich empfangen.

Dann aber trat der Assistent in den Strahlengang. Sein Körper absorbierte die Wellen. Das Ergebnis: kein Funken mehr am Empfänger.

Mit diesen und den folgenden Experimenten gelang Hertz der Nachweis über den Charakter der Ausbreitung elektromagnetischen Wellen.

Ähnlichkeiten mit anderen Wellenlängen

Hertz zeigte mit seinen Experimenten, dass elektromagnetische Wellen physikalisch den Lichtwellen entsprechen und sich von diesen hauptsächlich durch die Wellenlänge unterscheiden.

Seine Experimente lieferten den ersten experimentellen Nachweis für die Existenz von elektromagnetischen Wellen und bestätigten damit die Maxwellsche Theorie.

In seinen weiteren Untersuchungen erforschte er die Eigenschaften elektromagnetischer Wellen, darunter nicht nur die der Reflexion. Sie brachten auch Erkenntnisse über Dinge wie Brechung, Polarisation und die Ausbreitungsgeschwindigkeit.

Damit schuf er die Verbindung zwischen Elektrodynamik und Optik, indem er das Licht als elektromagnetische Welle identifizierte. Auch die maxwellschen Gleichungen vereinfachte Hertz auf ihre heutige Form.

Obwohl Hertz während seiner Versuche im Jahr 1887 den lichtelektrischen Effekt entdeckte, dachte er zu dieser Zeit noch nicht an die Nutzung der nach ihm benannten hertzschen Wellen zur Nachrichtenübertragung.

Weitere Arbeiten

In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich Hertz mit Grundproblemen der Physik, insbesondere der Mechanik, wie in seinem Buch „Prinzipien der Mechanik“ (1894) dokumentiert ist. Dabei behandelte er auch Fragen der Erkenntnisgewinnung. In der Einleitung zu diesem Buch schreibt er sinngemäß folgendes:

Es liegt an unserer bewussten Naturerkenntnis, nicht nur vergangene Erfahrungen zu nutzen, sondern auch die Fähigkeit zu entwickeln, zukünftige Ereignisse vorherzusehen. Diese Voraussicht ermöglicht es uns, unser gegenwärtiges Handeln entsprechend auszurichten.

Um diese Aufgabe der Erkenntnis zu bewältigen, greifen wir auf vorangegangene Erfahrungen zurück, sei es durch zufällige Beobachtungen oder absichtliche Versuche. Der Schlüssel zur Ableitung zukünftiger Ereignisse aus der Vergangenheit und somit zur Erlangung der gewünschten Voraussicht besteht darin, innere Scheinbilder oder Symbole von äußeren Objekten zu schaffen. Diese inneren Darstellungen sind so konzipiert, dass die zwangsläufigen Konsequenzen der Bilder stets die Bilder der naturnotwendigen Folgen der abgebildeten Gegenstände sind.

Damit dieses Verfahren überhaupt funktionieren kann, müssen bestimmte Übereinstimmungen zwischen der Natur und unserem Geist existieren. Die Erfahrung zeigt, dass diese Forderung erfüllt werden kann, und somit bestehen tatsächlich solche Übereinstimmungen. Sobald es gelungen ist, aus der gesammelten bisherigen Erfahrung Bilder mit den erforderlichen Merkmalen abzuleiten, können wir an ihnen wie an Modellen schnell die Konsequenzen entwickeln, die in der äußeren Welt erst mit der Zeit oder als Ergebnisse unseres eigenen Handelns auftreten werden. Auf diese Weise können wir den Tatsachen voraus sein und basierend auf dem gewonnenen Verständnis unsere gegenwärtigen Entscheidungen treffen.

Die hier erwähnten Bilder sind unsere Vorstellungen von den Dingen. Sie teilen mit den realen Objekten die wesentliche Übereinstimmung, die in der Erfüllung der genannten Forderung liegt. Es ist jedoch nicht erforderlich, dass sie irgendeine weitere Übereinstimmung mit den Dingen haben, um ihren Zweck zu erfüllen. Tatsächlich können wir nicht wissen und haben keine Möglichkeit zu erfahren, ob unsere Vorstellungen von den Dingen in irgendeinem anderen Aspekt mit diesen übereinstimmen als allein in dieser grundlegenden Beziehung. (Quelle: Heinrich Hertz: „Die Principien der Mechanik in neuem Zusammenhange dargestellt“, von 1894, frei wiedergegeben aus der Einleitung des Buches)

Leben und Wirken von Heinrich Hertz in Zahlen

  • Am 22. Februar 1857 wurde Heinrich Rudolf Hertz als Sohn des Juristen und Hamburger Senators Gustav Hertz sowie seiner Frau Anna Elisabeth (geb. Pfefferkorn) in Hamburg geboren.
  • 1875 schloss er sein Abitur am Hamburger humanistischen Gymnasium Johanneum ab.
  • Während 1875/76 absolvierte Hertz ein einjähriges Praktikum in einem Baubüro in Frankfurt am Main.
  • 1876 begann er ein Bauingenieurstudium am Dresdner Polytechnikum, konzentrierte sich jedoch früh auf die Erforschung naturwissenschaftlicher Phänomene.
  • Militärdienst in Berlin während 1876/77.
  • 1877 entschied er sich gegen sein ursprüngliches Berufsziel und begann das Studium der Naturwissenschaften an der Universität München.
  • Wechsel nach Berlin im Jahr 1878, wo er bei den renommierten Physikern Hermann von Helmholtz (1821-1894) und Gustav Robert Kirchhoff (1824-1887) studierte.
  • Hertz wurde 1880 bei Helmholtz mit der Schrift „Über die Induktion rotierender Kugeln“ promoviert. Anschließend arbeitete er als Assistent am physikalischen Institut in Berlin, das von seinem Doktorvater geleitet wurde. Dabei beschäftigte er sich hauptsächlich mit Fragen der Elektrodynamik, Mechanik und Meteorologie.
  • Wechsel an die Christian-Albrechts-Universität Kiel im Jahr 1883. Nach der Habilitation mit der Arbeit „Versuche über die Glimmentladung“, die er bereits in Berlin abgeschlossen hatte, wurde er Privatdozent für mathematische Physik.
  • Von 1885 bis 1889 berief man ihn auf den Lehrstuhl für Physik an der Technischen Hochschule Karlsruhe, als Nachfolger des späteren Nobelpreisträgers für Physik, Karl Ferdinand Braun (1850-1918). In Karlsruhe hatte er alle experimentellen Möglichkeiten, die er für seine Erforschungen benötigte. In dieser Zeit widmete er sich intensiv der physikalischen Grundlagenforschung, insbesondere der Analyse elektromagnetischer Wellen.
  • Am 13. November 1886 gelang es ihm erstmals, im freien Raum eine elektromagnetische Welle von einem Sender zu einem Empfänger zu übertragen, und bestätigte damit experimentell die theoretischen Annahmen des schottischen Physikers James Clerk Maxwell (1831-1879).
  • Hochzeit mit Elisabeth Doll. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor.
  • 1887 entdeckte Hertz den Photoeffekt, der zeigt, dass sich Licht in bestimmten Situationen wie ein Teilchenstrom und nicht ausschließlich wie ein Wellenstrom verhält, wie bisher angenommen.
  • Seine Untersuchungen, fortgeführt von seinem früheren Assistenten Wilhelm Hallwachs (1859-1922), spielten eine wichtige Rolle in Albert Einsteins Lichtquantenhypothese.
  • In den Jahren 1887/88 gelang es ihm nachzuweisen, dass sich elektromagnetische Wellen wie Licht im Raum ausbreiten und verhalten.
  • 1889 erhielt er einen Ruf an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.
  • Im Jahr 1892 entdeckte er, dass schnell fliegende Elektronen (Kathodenstrahlen) dünne Metallschichten durchdringen können. Hertz schloss daraus, dass auch härteste Materie von bestimmten Wellen durchdrungen werden kann. Seine Entdeckung ermöglichte es seinem früheren Assistenten Philipp Lenard (1862-1947), die Kathodenstrahlen näher zu erklären. Ihm gelang es, die physikalische Einheit der „Härte“ theoretisch zu bestimmen.
  • Im Jahr 1894 verstarb Heinrich Hertz in Bonn an den Folgen einer Blutvergiftung.
  • Posthum erschien seine Schrift „Prinzipien der Mechanik“.
  • Zur Ehrung seiner Verdienste wurde im Internationalen Einheitssystem die physikalische Einheit der Frequenz (Schwingungen pro Sekunde) nach ihm benannt.

Meilensteine in den Forschungsexperimenten von Heinrich Hertz

In den Jahren 1886 bis 1889

1886:

Oktober: Untersuchungen zur Induktion bei der Entladung einer Leidener Flasche, Start der Experimente mit dem Funkenmikrometer

November: Funkenversuche mit der Entladung eines Rühmkorffschen Induktoriums, erfolgreicher Versuch zur Induktion zwischen zwei ungeschlossenen Stromkreisen im Abstand von 1,5 m

Dezember: Nachweis von Resonanzerscheinungen zwischen elektrischen Schwingungen, Beobachtung von Schwingungsknoten, Bericht über die erfolgreichen Versuche in einem Brief an Helmholtz, Beginn der Versuche über die Induktionswirkung von Dielektrika (mit Paraffin)

1887:

Januar: Quantitative Versuche über die elektrische Resonanz, Erkenntnis der Lichtwirkung auf die Entstehung von Entladungsfunken, Experimente mit elektrischem Licht

Februar: Weitere Versuche zur Wirkung des Lichts

März: Absendung der Arbeit „Über sehr schnelle elektrische Schwingungen“ an die Annalen der Physik und Chemie

April: Untersuchungen zur gegenseitigen Beeinflussung von Entladungsfunken, Erforschung des Durchgangs des Lichts durch Flüssigkeiten, Vakuum und Gase

Mai: Experimente zur Ablenkung in Prismen und zur geradlinigen Ausbreitung, Untersuchungen zur Wirkung verschiedener Lichtarten, Versuche zur Wirkung des Lichts auf die Entladung von elektrostatisch geladenen Körpern, Experimente zur fotografischen Aufzeichnung des ultravioletten Spektrums und seiner Absorption, Absendung der Arbeit „Über einen Einfluss des ultravioletten Lichtes auf die elektrische Entladung“ an die Annalen der Physik und Chemie, Kürzere Fassung für die Sitzungsberichte der Berliner Akademie der Wissenschaften

Juni: Experimente zur Doppelbrechung, Experimente zur Wirkung des Lichts auf flüssige Elektroden und auf Funkenentladungen, Bericht über die Versuche zur Wirkung des ultravioletten Lichts auf elektrische Entladungen in einem Brief an seinen Vater, Versuche mit Entladungsfunken

September: Wiederaufnahme der Versuche zu schnellen elektrischen Schwingungen, Umzug ins Auditorium nach der Entdeckung von Störungen in den Versuchen, Untersuchungen zur Lage der Stromkreise zueinander, Anfertigung einer Zeichnung vermutlich für die Arbeit „Über die Einwirkung einer geradlinigen elektrischen Schwingung auf eine benachbarte Strombahn“ für die Annalen der Physik und Chemie

Oktober: Versuche zum Einfluss von Dielektrika mit Büchern (Papier) und Asphalt, Experimente zu den Phasendifferenzen, Versuche mit verkleinerten Anordnungen und mit Büchern als Dielektrikum, Versuche mit einem Schwefelklotz, Versuche mit Petroleum, Versuche mit Paraffin und Pechklotz und vorläufiger Abschluss der Experimente

November: Absendung der Arbeit „Über Induktionserscheinungen, hervorgerufen durch die elektrischen Vorgänge in Isolatoren“ an Helmholtz, Entdeckung stehender elektrischer Schwingungen in geradlinigen Drähten, Versuche mit verschiedenen Drähten, Experimente zur Interferenz zwischen freien Wellen und Drahtwellen

Dezember: Versuche zur Ausbreitungsgeschwindigkeit, Bericht über die neuesten erfolgreichen Versuche in einem Brief an Helmholtz, Weitere Interferenzversuche, Versuche zur Phase der Drahtwelle und zur Ausbreitungsgeschwindigkeit, Bestätigung der endlichen Ausbreitungsgeschwindigkeit, Experimente zur Schattenwirkung von Blechen und zu Wandreflexionen

1888:

Januar: Bericht über die Versuche zur Ausbreitungsgeschwindigkeit in einem Brief an die Eltern, Absendung der Arbeit „Über die Ausbreitungsgeschwindigkeit der elektro-dynamischen Wirkungen“ an Helmholtz

März: Beginn der Versuche mit kleinerem Kreis-Resonator und einem Mikroskop zur Beobachtung der Entladungsfunken, Experimente über die Schattenbildung der elektromagnetischen Strahlen, Versuche mit großem Hohlspiegel, Experimente ergeben erstmals stehende Wellen im Auditorium, Versuche mit ebenen Spiegeln, Bericht über Reflexion und stehende Wellen in einem Brief an Helmholtz, Versuche mit geradlinigem sekundärem Leiter, Anfertigung einer Abschrift der Arbeit „Über elektrodynamische Wellen im Luftraum und deren Reflexion“ und vermutlich Absendung an die Annalen der Physik und Chemie

April: Experimente zur Fortleitung der Wellen in geraden Drähten, Versuche mit Spiralen, Versuche mit breiten Metallstreifen zur Eindringtiefe der Wellen, Versuche mit „Elektrodynamischem Vogelbauer“

Mai: Experimente zur Dicke der wellenführenden Schicht, Versuche zur Fortpflanzung in Spiralen, Experimente mit gezackten Drähten, Versuche mit Metallröhren

Juni: Experimente mit Elektrolyten

Oktober: Versuche über das Eindringen des elektrischen Feldes in Leiter, Versuche über das Eindringen in das Innere von geschlossenen Hohlräumen, Vorbereitung zur Niederschrift der Arbeit „Die Kräfte elektrischer Schwingungen, behandelt nach der Maxwell’schen Theorie“ für die Annalen der Physik und Chemie, Anfertigung von Zeichnungen für die genannte Arbeit („Hertzscher Dipol“)

November: Versuche mit kleineren Resonatoren; Entdeckung von kurzen Wellen in Drähten, Entdeckung von kurzen Wellen in Luft, Versuche mit einem parabolischen Hohlspiegel, Beginn der Experimente mit zwei parabolischen Hohlspiegeln, Umzug der Versuche in die Sammlungsräume, Versuche über die geradlinige Ausbreitung und Reflexion, Bericht über die neuesten Versuche in einem Brief an Helmholtz

Dezember: Versuche über die Reflexion und Polarisation, Erfolglose Experimente zur Beugung, Brechungsversuche mit Pechprismen, Niederschrift der Arbeit „Über Strahlen elektrischer Kraft“ und Absendung vor dem 12.12. an Helmholtz

1889:

Januar: Versuche über die Reflexion in einem Rohr, Versuche über den Wellenverlauf im Rohr, Zeichnungen für die Veröffentlichung der Arbeit „Über Strahlen elektrischer Kraft“ in den Annalen der Physik und Chemie, Absendung der Arbeit an die Annalen

Februar: Versuche über das Eindringen in verschlossene Röhren, Versuche zur Fortleitung in Spiralen, Arbeit an der Niederschrift der zusammenfassenden Veröffentlichung „Recherches sur les ondulations électriques“ für die Archives de Sciences Physiques et Naturelles (Genf)

März: Fertigstellung der Veröffentlichung, Absendung der Arbeit „Über die Fortleitung elektrischer Wellen durch Drähte“ an die Annalen der Physik und Chemie

Einige Fakten, die Sie vielleicht noch nicht über Heinrich Hertz wussten

Heinrich Hertz zeigte sich in seiner Jugend als vielseitig begabt, nicht nur in der Physik. Seine handwerkliche Fertigkeit überraschte, als er sonntags die Gewerbeschule besuchte und sich in der Tischlerei übte.

Ein Lehrer, ein erfahrener Drechslermeister, bedauerte später, dass Hertz nicht sein handwerkliches Talent zum Beruf gemacht hat. Zitat: „Ach, was für ein geschickter Drechsler er hätte werden können!“

Musikalisch hingegen war Hertz weniger begabt und wurde sogar vom Gesangsunterricht in der Schule befreit, da seine Gesangskünste zu wünschen übrig ließen.

Im Jahr 1884 veröffentlichte Hertz einen bemerkenswerten Artikel in der Meteorologischen Zeitung. Sein Beitrag zur Bestimmung der Luftfeuchtigkeit durch eine innovative Grafik erleichterte Meteorologen erheblich die Arbeit.

Heinrich Hertz heiratete 1886 Elisabeth Doll, die Tochter eines Kollegen, und hatte mit ihr zwei Töchter: Johanna und Mathilde. Elisabeth war nicht nur seine Ehefrau, sondern auch eine wichtige Unterstützung bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Experimenten.

Seine letzte Vorlesung an der Universität Bonn hielt Hertz im Jahr 1893. Und das wohl wissend, dass sein Leben seinem Ende entgegengeht. Bei dieser Gelegenheit äußerte er den Wunsch, nicht betrauert zu werden. Er gelte vielmehr als einer der Auserwählten, die intensiv, wenn auch kurz, gelebt haben, in Erinnerung zu bleiben. Am 1. Januar 1894 verstarb Heinrich Hertz im Alter von nur 36 Jahren an einer Blutvergiftung infolge fortgesetzter Infektionen.

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