Wortpreise: ein Text für 4,50 Euro?

Im Informationszeitalter steigt der Bedarf an Texten ständig.

Und diese hohe Nachfrage spiegelt sich auch in der Vielzahl von Jobangeboten wider, die im Internet für Werbetexter zu finden sind.

Zwar ist das in Zeiten von ChatGPT und Co. etwas weniger geworden, dennoch gibt es nach wie vor Auftraggeber mit den unterschiedlcihsten Vorstellungen.

Was ich damit meine? Genau darum geht es in diesem Beitrag.

Denn es gibt solche und solche.

Und immer wieder geht es um Wortpreise.

Was damit gemeint ist?

Gut, hier ist ein Beispiel:

„Wir möchten unser Autorenteam erweitern und suchen Texter, die gute Gastartikel mit 300 bis 500 Wörtern schreiben.“

Es geht also um gute Gastartikel, was auch immer mit „gut“ gemeint ist. Und dann kommt der entscheidende Punkt, nämlich die Bezahlung.

Günstige Wortpreise sind nicht unbedingt gut

„Zu Beginn werden zwischen 1,5 und 2,0 Cent pro Wort bezahlt, später bei entsprechender Qualität (vielleicht) auch etwas mehr.“

Gleichzeitig werden regelmäßige Aufträge in Aussicht gestellt, sofern die Zusammenarbeit gut klappt (was man sich auch immer darunter vorstellt).

Hier finden sich gleich zwei Dinge wieder, die häufig mit solchen Angeboten auftauchen:

Die Aussicht auf eine bessere Bezahlung und die auf eine dauerhafte Zusammenarbeit. Beides ist natürlich nicht garantiert und wird oft auch nicht eingehalten (wenn man als Texter bei solchen Angeboten darauf überhaupt einen Wert legen sollte).

Günstige Texter als Wortlieferanten

Man hat den Eindruck, dass es bei solchen Angeboten erst einmal darum geht, günstige Texter zu engagieren, um entweder die eigene Website mit Wörtern zu füllen oder um Aufträge auszulagern, also mithilfe von Freelancern die eigenen Aufträge outsourcen.

Dabei habe ich jetzt erst in einer aktuellen Anzeige (Stand 2023) gelesen, dass sogar eine eigene Recherche des Textes vorausgesetzt wird.

Und das bei 1,5 bis 2,0 Cent pro Wort. Können SIe sich vorstellen, wie da eine gute Recherche aussehen soll?

Natürlich geht es nicht ohne Recherche. In dieser Anzeige ging es aber darum, aktuelle Suchtrends zu verfolgen, also eigene Recherchen zu betreiben, welche Suchbegriffe zur Zeit besonders häufig eingegeben werden usw.

Und das ist ein Thema, mit dem man sich sehr lange beschäftigen kann.

Wortpreise: Zusatzarbeit zu einem Hungerlohn

Dies klingt eher wie eine Drohung als ein attraktives Angebot.

Das bedeutet:

  • Der Texter muss sich mehrere Stunden lang mit aktuellen Suchbegriffen auseinandersetzen.
  • Diese gilt es zu analysieren, um schließlich in eigener Regie Themen zu finden.
  • Natürlich sollten das Themen sein, die voraussichtlich häufig aufgerufen werden.
  • Am besten soll dann auch noch die Suchmaschinenoptimierung von Seite des Autors vorgenommen werden.

Und das zu einem Preis zwischen 1,5 und 2,0 Cent pro Wort! Klingt so ein Job etwa attraktiv oder gar profitabel? Nur zur Erinnerung: Ein Text mit 300 Wörtern würde bei einem Wortpreis von 1,5 Cent mit 4,50 Euro vergütet.

Diese Jobanzeige mag zwar absurd klingen, ist aber tatsächlich in dieser Form gefunden worden. Und sie wirft ein interessantes Licht auf die Werbebranche im Internet.

Überzeugende Werbetexte schreiben, aber für Wortpreise?

Wortpreise und ähnliche Angebote lassen einem Texter die Lust am Job wirklich verlieren. Ich kenne solche Angebote aus einer Zeit von vor mehr als zehn Jahren, als ich angefangen habe, als Texter Geld zu verdienen.

Aber leider gibt es auch heute noch diese Art von Jobangeboten.

Dabei gibt es sogar noch Angebote darunter…

Verführerisch, oder? Wie sollen dann erst die Texte aussehen?

Wortpreise und der Wert der eigenen Arbeitszeit

In der realen Welt werden Texter nicht pro Wort, sondern nach ihrer Arbeitszeit oder ihrem Stundenlohn bezahlt.

Zudem sind treffende, prägnante und zielgerichtete Worte oft mehr wert (und erfordern oft mehr Aufwand) als große Textmengen. Daher ergibt eine Bezahlung pro Wort überhaupt keinen Sinn.

Ein Beispiel gefällig?

Denken Sie doch einmal an einfache Werbeslogans wie „Think different“ von Apple. Würde ein solcher Slogan nach Worten bezahlt, wären das hier gerade 3 bis 4 Cent!

Was glauben Sie aber, ist dieser Werbespruch für den Hersteller Apple wert?

Und genau darum geht es bei einem Werbetext, nämlich dem Wert für den Auftraggeber. Genauer gesagt geht es um den Nutzen, den ein Werbetext mit sich bringt.

Und nicht darum, dass Worte gekauft werden.

Mehrwert bezahlen statt Wortpreise festsetzen

Nicht bei allen Texten, aber besonders bei Werbetexten geht es darum.

Werbetexter werden nicht dafür bezahlt, möglichst viele Wörter in die richtige Reihenfolge zu bringen, sondern um Ergebnisse zu erzielen.

Sie sollen auf diese Weise für die Kunden einen Mehrwert zu schaffen, nämlich den Mehrwert, den neue Kunden bringen. Im besten Fall geht es um eine Vervielfachung der Einnahmen für den Kunden aufgrund des Erfolgs einer Werbeanzeige oder eines Werbebriefes.

Schreiben aus Spaß?

Vielen Auftraggebern in den Anzeigen wie den eben genannten geht es darum, Texter als eine Art Inhaltsproduzenten zu finden, die wahllos Webseiten füllen.

Am besten sollten das Menschen sein, die wirklich aus Spaß schreiben und nebenbei einen Vollzeitjob haben.

Oft geht es darum, einfach ein paar Euro nebenbei zu verdienen, um ein neues Smartphone zu finanzieren oder um sich einen anderen Wunsch zu erfüllen.

Die Folgen dieser Wortpreise (oft sind es in Wahrheit Dumpingpreise)

Leider entsteht durch eine solche Preispolitik aber noch ein weiteres Problem:

Die Preise werden kaputt gemacht.

Auftraggeber, die von solchen Anzeigen erfahren, denken nun, diese Preise wären normal. Sie sind demnach auch nicht bereit, mehr dafür zu bezahlen als die schon genannten Wortpreise.

Das ist so ähnlich wie bei der Hausfrau, die nebenbei Socken strickt und das Paar auf dem Flohmarkt für 2,50 Euro verkauft.

Stellen Sie sich einmal vor, jemand sollte das nun hauptberuflich machen und davon leben.

Wie sollte so jemand Preise rechtfertigen, die ein Vielfaches betragen?

Und so geht es auch dem Texter, der ganz andere Preise ansetzen muss.

Fazit:

Halten wir also fest, dass Texte bzw. Texter nicht mit Wortpreisen bezahlt werden sollten.

Die Worte sind schließlich da und können von jedermann jederzeit verwendet werden. Es geht um einen Nutzen, nicht um Wortpreise. Es geht um den Nutzen für den Auftraggeber, den dieser durch den Text erhält.

Oder es geht um den Nutzen, den der Leser in Form von nützlichen Informationen aus dem Text erhält. Und dieser Nutzen des Lesers zeigt die Expertise des Unternehmens, auf dessen Website der Text veröffentlicht wurde. Das erzeugt Vertrauen beim Leser. Im besten Fall wird dieser dadurch zum Kunden.

Übrigens: Dieser Text hier würde nach der oben genannten Bezahlung von 2 Cent mit etwa 22 Euro vergütet… Da klingelt die Kasse.

Mehr zum Thema Texter werden und was damit verbunden ist, finden Sie in diesem Beitrag.

Warum das Content Briefing wichtig ist, lesen Sie in diesem Beitrag hier.

Content Marketing heißt ähnlich wie Copywriting das ansprechen der eigenen Zielgruppe. Worauf es dabei ankommt und was guter Content damit zu tun hat, können Sie in diesem Beitrag nachlesen.